Alles über Lahoretauben

Herkunft und Entwicklung

Sicher ist, dass unsere Lahoretauben ihren Ursprung auf dem indischen Subkontinent haben, weist doch der Name Lahore auf die Herkunft dieser schönen Taubenrasse hin, denn Lahore ist Hauptstadt der gleichnamigen Provinz in Pakistan. Schon im 16. Jahrhundert waren Tauben mit lahoreähnlicher Zeichnung auf alten Gemälden zu erkennen, allerdings waren sie alle glattfüßig. Sie wurden über Persien in transportablen Käfigen im Austausch gegen Seide nach China gebracht. Man kann daraus vermuten, dass Tauben mit dieser eigenartigen Zeichnung auch in Persien bekannt war.

Mögliche Abstammung der modernen Lahore

Abb.: Mögliche Abstammung der modernen Lahore

Noch heute kann man in der Provinz Lahore Tauben mit einem ähnlichen Zeichnungsbild sehen, wie ein Reisender berichtete. Über England und Österreich kamen etwa in der Mitte des vorletzten Jahrhunderts Tauben nach Europa, die in ihrem äußeren Erscheinungsbild wohl nur wenig unserer heutigen Lahoretaube entsprachen.

Wie die weitere züchterische Entwicklung vorangeschritten ist, liegt weitestgehend im Dunkeln, mehr oder weniger gesichert scheint heute zu sein, dass zwei andere indische Taubenrassen, Bhatias und Sherajees, hier eine Rolle gespielt haben. Nach Schütte, zitiert von Horst Marks in seinem Buch über Formentauben (1982), sollen an der Erzüchtung der uns heute vertrauten federfüßigen Lahoretaube die Sherajees mitgewirkt haben, was um 1880 begonnen hätte. Vielleicht wird das Studium der alten Taubenliteratur uns bald genauere Auskunft geben. Bhatias waren möglicherweise ein-gekreuzt worden, um die Größe der Lahore zu erhöhen, Sherajees, um die charakteristische Mantelzeichnung zu festigen.

Lahore zwei Taeubinnen WittigWittig um 2011

Auf jeden Fall verlangte schon damals der 1911 gegründete Sonderverein der Lahoretaubenzüchter bei den Lahoretauben einen hellen Schnabel, einen weißen Gefiederstreifen um das Auge sowie Bestrümpfung und wesentlich mehr Masse als bei den Sherajeetauben. Bis auf die Bestrümpfung, heute sollen unsere Lahore kurz belatscht sein, sind das Forderungen, die auch heute erfüllt sein müssen.

Schaut man sich ältere Fotos von Lahoretauben aus der Zeit vor dem zweiten Weltkrieg an, so ist in der Tat auffällig, daß die damaligen Lahoretauben zum Teil eine sehr knappe Fußbefiederung hatten, wie auch aus dem nebenstehenden Bild unschwer zu entnehmen ist.

 

Lavalle lahore

 

 

Aus: Lavalle, Unsere Taubenrassen, Lahore, 1905

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Deutlich zu erkennen sind die hellen Schnäbel und die Fussbefiederung. Ob die Schwingen tatsächlich so hell waren wie auf der Zeichnung, ist heute schwierig zu beurteilen, in dem weiter unten abgebildeten Farbbild aus dem Buch von Schachtzabel sind die Schwingen bereits voll durchgefärbt, wohl auch in dem obigen Musterbild der Tauben von Wittig.

Interessant an der weiteren Entwicklung der Lahoretaube ist noch, dass bis kurz nach dem zweiten Weltkrieg die Lahoretauben bei den Farbentauben eingestuft wurden und nicht wie heute bei den Formentauben. Das ist eigentlich sehr erstaunlich, waren doch unsere Lackfarbenschläge Schwarz, Gelb und Rot in ihrer Farbe damals wesentlich weniger intensiv als sie heute fast durchgehend auf unseren Sonderschauen zu sehen sind. Zu vermuten ist, dass sie wegen ihrer einmaligen Zeichnung, Mantelzeichnung genannt, bei den Farbentauben eingereiht wurden.

Schachtzabel Farbtafel mit lahore

 

Farbtafel aus: E. Schachtzabel, Illustriertes Prachtwerk sämtlicher Taubenrassen, Würzburg (1910)

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Noch in den siebziger Jahren wurden schwarze Lahoretauben ausgestellt, die zwar formlich überzeugten, aber deren Farbe stumpf und duff war. Vermutlich waren unsere damaligen Lahoretauben doch etwas kleiner als wir sie heute züchten, so dass auch dies ein Grund gewesen sein könnte, sie bei den Farbentauben einzustufen.

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